Sonntag, 5. März 2023 11 Uhr
Prof. Dr. Lutz Raphael
Armut als Stigma. Armut als Not
Gibt es langfristige Motive im Umgang mit den Armen im Europa der Neuzeit?
Kirchliche Sozialdienste tragen bis heute einen erheblichen Anteil der öffentlichen Wohlfahrtspflege, und ihre Vertreter haben sich immer wieder zu Sprechern und Anwälten der „Armen“ gemacht. Die Traditionen und die Einrichtungen christlicher Armenpflege wurden offensichtlich mit dem Ausbau des modernen Sozialstaats weitergeführt, aber sie haben sich auch tiefgreifend verändert. Derzeitige Haltungen der Armut und den Armen gegenüber mögen durch die christlichen Sichtweisen hervorgebracht sein. Aber helfen sie wirklich den Menschen in Not? Machen sie noch heute Armen das Leben leichter oder helfen sie sogar, Armut systematisch zu bekämpfen? Wie belastbar und realitätstauglich waren und sind die theologischen Argumente für Barmherzigkeit und Caritas aus nüchterner historischer Sicht? Der Vortrag wird diesen Fragen nachgehen. Er wird Muster untersuchen, die mehrere Epochen übergreifen und bis heute unsere Mentalität prägen.
Lutz Raphael, Jg. 1955, Historiker an der Universität Trier, Träger des Leibniz-Preises (2013); Armut und Wohlfahrtspolitik war einer seiner Forschungsschwerpunkte.
Der Paulinus hat darüber berichtet