16. März 2025
Jakob Tanner
Kant und der „Ewige Frieden“: Immer noch aktuell?
Die moderne Konzeption des Friedens geht massgeblich auf Kants «philosophischen Entwurf» zum «ewigen Frieden» von 1795 zurück. Kant realisierte, dass die technisch aufgerüstete Kriegführung künftig beispiellose Destruktionsgewalten entfesseln würde. Er erkannte weitsichtig die Bedeutung republikanischer Rechtsordnungen sowie einer internationalen, föderativen Friedensordnung, gestützt auf Völkerrecht und ein Weltbürgerrecht. Der Vortrag stellt Kant als einen Pazifisten avant la lettre vor, der bis heute die Hoffnungsseite von Friedensbewegungen repräsentiert.
Jakob Tanner, Jg. 1950, ist Professor em. für Geschichte an der Universität Zürich. Ende der 1990er Jahre war er Mitglied der «Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg». Zurzeit schreibt er ein Buch zu den «Paradoxien des Pazifismus».
Hier können Sie Tanners Präsentation zum Vortrag sehen und hier seinen Aufsatz von 2013 zum gleichen Thema nachlesen.
09. Februar 2025
Michael Mertes, Wachtberg
Israelisch-palästinensische Sprachverwirrungen: Meinen wir das Gleiche?
Im israelisch-palästinensischen Konflikt ist der Kampf um die Deutungshoheit von zentraler, wenn auch oft übersehener Bedeutung. Es geht um die Legitimierung eigener und die De-Legitimierung gegnerischer Positionen durch Sprache. Je nach Sprecherposition werden gleiche Sachverhalte ungleich bezeichnet – oder bezeichnen gleiche Wörter ungleiche Sachverhalte. Was die einen „Westjordanland“ nennen, heißt bei anderen „Judäa und Samaria“. Wer „Palästina“ sagt, kann die palästinensischen Gebiete meinen – oder die ganze südliche Levante vom Jordan bis zum Mittelmeer. Um den politischen Konflikt zu verstehen, muss man sich auch mit den Sprechweisen der Beteiligten befassen – einschließlich des Ge- und Missbrauchs von NS- Vergleichen.
Michael Mertes, Jg. 1953, Autor, Publizist und literarischer Übersetzer, leitete nach Tätigkeiten im Bundeskanzleramt und der NRW-Staatskanzlei von 2011 bis 2014 das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer- Stiftung in Jerusalem.
Hier ist die Präsentation seines Vortrages
19. Januar 2025
Katharina de Mos, Trier
Pressefreiheit unter Druck? Journalismus in schwierigen Zeiten
Wie wertvoll die Pressefreiheit ist, zeigt sich vor allem da, wo es sie nicht mehr gibt: Wo Menschen in Gefängnisse gesteckt werden, weil sie kritisch berichten; wo die Mächtigen tun, was sie wollen; wo das Volk keine Chance mehr hat, zu erfahren, was wirklich vor sich geht.
Deutschland ist in Sachen Pressefreiheit zuletzt auf den zehnten Platz vorgerückt. Zum Glück ist die Lage für Journalistinnen und Journalisten - und damit auch jene der Demokratie - hier tatsächlich deutlich besser als in vielen anderen Ländern. Aber auch bei uns gerät die Pressefreiheit unter Druck. Die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation der Verlage hat Einfluss auf den Journalismus. Gewalt am Rande von Corona-Demos, Lügenpresse-Rufe oder die allgegenwärtige verbale Aggression in den sozialen Medien haben das Arbeitsklima rauer werden lassen.
Warum die Arbeit der Journalisten dennoch nicht nur wichtig, sondern auch erfüllend ist, berichtet die Referentin.
Katharina de Mos, Jg. 1977, studierte Geographie und Romanistik und ist seit 2012 Chefreporterin beim Trierischen Volksfreund.
Hier finden Sie die Präsentation, die de Mos für Ihren Vortrag nutzte.
15. Dezember 2024
Prof. Dr. Uwe Jun, Trier
Nach den Wahlen: Wie geht es der Demokratie?
Ein Wandel des deutschen Parteiensystems ist unübersehbar: Eine zunehmende Fragmentierung und Polarisierung sowie eine deutlich erhöhte Volatilität im Wählerverhalten sind klare Anzeichen. Parteien mit einzelnen Schwerpunktsetzungen wie der Betonung eines Themas oder der medialen Hervorhebung einzelner Stimmungen oder Persönlichkeiten haben es deutlich leichter. Wohin steuert das Parteiensystem? Welche Ursachen des Wandels sind auszumachen? Welche Stabilitätsanker existieren? Der Vortrag analysiert die Folgen der Europawahl und der Landtagswahlen 2024 für die deutsche Parteiendemokratie und blickt voraus auf die Bundestagswahl 2025.
Uwe Jun, Jg. 1963, lehrt Politikwissenschaft an der Universität Trier und hat seit 2005 die Professur „Westliche Demokratien – Das politische System Deutschlands“ inne. Seit 2021 ist er Direktor des Trierer Instituts für Demokratie und Parteienforschung (TIDuP).
03. November 2024
Prof. Dr. Thomas Söding, Bochum
Katholische Kirche und Synodaler Weg: Was nun?
Die römisch-katholische Kirche ist in schlechter Verfassung. Aber sie wird gebraucht: für die Verkündigung des Evangeliums und für die Solidarität in der Gesellschaft. Deshalb ist weltweit eine Bewegung in Fahrt gekommen, deren Leitwort „Synodalität“ heißt. Zur katholischen Kirche werden immer der Papst und die Bischöfe gehören. Aber das Kirchenvolk braucht mehr Rechte: Partizipation, Transparenz und Rechenschaftspflichten müssen umfassend garantiert werden.
Wie das geht, wird an vielen Orten erprobt und auf der Weltsynode beraten. Deutschland liefert mit dem “Synodalen Weg” ein gutes Beispiel, das andernorts nachgeahmt, aber vom Vatikan immer wieder ausgebremst wird. Es entwickelt sich allerdings weiter: lokal, regional, und national und hoffentlich auch bald weltweit.
Thomas Söding, Jg. 1956, ist Seniorprofessor für Exegese des Neuen Testaments an der Universität Bochum, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Präsidiumsmitglied des Synodalen Weges und (als Nicht-Kleriker) theologischer Berater der Weltsynode in Rom.
Hier ist die Präsentation, die Prof. Söding zu seinem Vortrag zeigte.